Gnade

Gnade
Gnade Sf std. (8. Jh.), mhd. g(e)nāde, ahd. gināda, ginādī, as. ginātha Stammwort. Aus g. * (ga)nǣþōn f. "Wohlwollen, Gunst", auch in anord. náđ (möglicherweise entlehnt, dann ist das Wort ursprünglich nur deutsch), afr. nēthe. Kann ein Verbalabstraktum sein zu einem Verb, das nur in gt. niþais "du mögest unterstützen" bezeugt ist (möglicherweise steht in diesem nur einmal bezeugten Wort gt. i für gt. e, wie auch sonst gelegentlich. Sonst würde Ablaut vorliegen). Außergermanisch vergleicht sich ai. nā́thate "sucht Hilfe, fleht", auch mit anderem Auslaut ai. nā́dhamāna- "hilfesuchend"; wohl erweitert aus ig. (eur.) * onə-, das in gr. onínēmi "ich nütze", g. * ann (gönnen) vorliegt. Das Wort wird vom Christentum aufgenommen zur Bezeichnung der Güte Gottes, dann übertragen auf die Gewährung von Vergünstigungen durch Fürsten; dann allgemein für Vergünstigungen amtlicher Stellen (Gerichte, Parlamente). Hierzu die Präfixableitung begnadigen und Komposita wie Gnadenbrot und Gnadenfrist, s. auch Gnadenstoß. Von allgemeinerer Bedeutung sind die Adjektive gnädig und gnadenvoll, -reich; spezialisiert auf "von Gott, vom Schicksal durch besondere Talente begünstigt": begnadet, eigentlich Partizip zu dem nicht mehr üblichen begnaden.
Wahmann (1937);
HWPh 3 (1974), 707-713;
Röhrich 1 (1991), 563f.;
Classen (1995), 31-34;
RGA 12 (1998), 240-243. deutsch iz.

Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache. 2013.

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  • Gnade — Gnade: Mhd. g‹e›nade »Rast, Ruhe; Behagen, Freude; Gunst, Huld; ‹göttliche› Hilfe, ‹göttliches› Erbarmen«, ahd. gināda »‹göttliche› Hilfe, ‹göttliches› Erbarmen«, niederl. genade »Gnade«, aisl. nađ »Ruhe; Frieden; Schutz; ‹göttliche› Gnade«… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Gnade — Gnade, 1) Zuneigung; 2) wohlwollende Gesinnung Höherer gegen Niedrige, worauf diese keinen Anspruch zu machen haben; 3) die Bethätigung dieser Gesinnung, besonders von Seiten des Fürsten (od. in Republiken der höchsten Staatsgewalten), welche… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gnade — (lat. Gratia), im allgemeinen jedes Wohlwollen des Höhern gegen den Niedern, insbes. die Machtvollkommenheit des Souveräns, insofern sie Vergünstigungen zuteil werden lassen kann, auf die kein Rechtsanspruch besteht. Namentlich im Strafrecht ist… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Gnade — Gnade, althochdeutsch Ginada, von nidan: herablassen, bezeichnet die Herablassung des Höhern gegen den Niedern, in welchem Sinne die Ausdrücke: Euer G.n, gnädige Frau u. dergl. als Titel für Adelige vielfach gebräuchlich sind. In der engern… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Gnade — Unter Gnade versteht man eine wohlwollende, freiwillige Zuwendung. In der christlichen Theologie ist die göttliche Gnade (lat. gratia, griech. charis) ein zentraler Begriff, besonders im Zusammenhang mit der Erlösung. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Gnade — 1. Auf die Gnade grosser Herrn folgt Gift und – Tod gar gern. *2. Besser gnad dann recht, sagen alle fromme Knecht. – Henisch, 1671, 30; Petri, II, 37. 3. Besser ist gnad, dann recht. – Franck, II, 178a; Gruter, I, 8; Eyering, I, 214. 4. Das ist… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Gnade — Vor jemandes Augen Gnade finden: (nach Prüfung) wohlwollend beurteilt werden. Die Redensart beruht auf der Vorstellung von der ›göttlichen Gnade‹, wie sie schon aus dem A.T. (insbesondere auch aus den Psalmen) und später aus dem N.T. (Röm 3, 21… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Gnade — Gunst; Erbarmen; Mitleid * * * Gna|de [ gna:də], die; : 1. mit Herablassung gewährte Gunst eines sozial oder gesellschaftlich Höhergestellten gegenüber einem sozial Tieferstehenden: jmdm. eine Gnade erweisen, gewähren; von jmds. Gnade abhängen. 2 …   Universal-Lexikon

  • Gnade — Gna̲·de die; , n; 1 nur Sg; das Wohlwollen gegenüber einem sozial oder beruflich Schwächeren (das oft auf arrogante Weise zum Ausdruck gebracht wird) <jemandem einen Beweis seiner Gnade geben; von jemandes Gnade abhängen> || K : Gnadenakt 2 …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Gnade —    (althochdeutsch ”ganada“ =Wohlwollen, Gunst; griech. ”charis“, lat. ”gratia“) als theol. Begriff bezeichnet die sich aktiv, frei u. absolut ungeschuldet dem Menschen zuwendende Zuneigung Gottes sowie die Wirkung dieser Zuneigung, in der Gott… …   Neues Theologisches Wörterbuch

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